Dort wo früher die Ortsbild prägende Scheune stand, wurde nun ein markantes Wohnhaus mit Mischnutzungen realisiert. Nebst Wohnungen sind im Erdgeschoss öffentliche Nutzungen wie Kita und Bistro angegliedert. In den oberen Geschossen befinden sich Kleinwohnungen, Clusterwohnungen, sowie gemeinschaftliche Zonen. Im Attikageschoss sind grosszügige 2.5 Zi. und 3.5 Zi. Wohnungen organisiert.
wohnenplus soll unterschiedliche Wohnformen unter einem Dach vereinen und damit ein Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft oder Lebenssituation ermöglichen und fördern. Die Clusterwohnungen bestehen aus mehreren Kleinwohneinheiten. Diese Wohngemeinschaft für junge Erwachsene, ältere Menschen, Eltern mit ausgezogenen Kindern («Empty Nester»), Alleinerziehende nutzt Küche, Essbereich und Wohnzimmer zusammen.
Alle Wohnungen und öffentliche Nutzungen werden über das zentrale, grosszügige Treppenhaus erschlossen. Dank einer vorgesetzten Balkonschicht kann der Bewohnende über jeden Wohnraum direkt in den Aussenraum treten. Sie können sich zudem auch im Garten, im Bistro und auf der gemeinschaftlichen Attikaterrasse treffen und wohlfühlen. Zumietbare Zuschaltzimmer, ein Waschsalon, ein grosser Veloraum, ein Carport und eine Werkstatt ergänzen das Wohnungsangebot.
Das neue Wohnhaus ermöglicht eine Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, welche in einer klassischen Mietwohnsiedlung nicht gegeben ist und aufgrund der demografischen und sozialen Gesellschaftsentwicklung einem Bedürfnis der Zeit entspricht. Die neue Wohnform ist als Ergänzung zum traditionellen Wohnen in der Stuckimatte gedacht. Bewohner und Bewohnerinnen verhalten sich nach dem Prinzip «sharing economie» – gemeinsam nutzen statt besitzen. Je nach dem Interesse und der Motivation zum gemeinschaftlichen Wohnen und den finanziellen Ressourcen wählen die Bewohner eine eher konventionelle in sich geschlossene Wohnung oder lebt in einer grossen Clusterwohnung. Beides ist im gleichen Haus möglich. Insbesondere das Zusammenleben im Alter mit der Möglichkeit zur gegenseitigen Hilfestellung als Reaktion auf die zunehmende Vereinsamung im Alter wird ermöglicht.
Die grosszügige Kochinsel im gemeinschaftlichen Bereich der Clusterwohnung.
Das dreigeschossige Gebäude verfügt über eine vollflächige Unterkellerung und einem Attikageschoss. Das Erdgeschoss ist vom Terrain leicht abgehoben und spendet den Wohnungen Privatsphäre. Die öffentlichen Nutzungen sind zum Aussenbereich im Süden und zum Garten gerichtet und ermöglichen die gemeinsame Nutzung dieser Aussenräume.
Das zentrale Element im rechteckigen Grundriss ist der mittige Erschliessungskern, der sich zur Fassade streckt und so natürlich belichtet wird. Zentral wir die einläufige Treppe von oben belichtet.
Der Gebäudeentwurf basiert auf einem Grundraster von 4.20x 4.20 m und ermöglicht Raumgrössen von über 16 m2. Die nahezu quadratischen, an der Aussenfassade liegenden Räume sind sehr hell und bieten eine grosse Nutzungsneutralität für die Bewohner und Bewohnerinnen. Die Nasszellen befinden sich in einer zweiten Raumschicht. Das gewählte statische Konzept mit aussteifendem Kern und Fassadenstütze bietet eine maximale Flexibilität sowohl in der Planung wie im Betrieb des Gebäudes. Das heisst, der Wohnungsmix kann angepasst werden und auch auf sich ändernde Bedürfnisse kann später mit einfachen Massnahmen reagiert werden.
Blick vom Gemeinschaftsgarten – aus Süd-Westen – auf das Mehrgenerationenhaus.
Die Fassade ist als Holzelementbau konzipiert und ermöglicht bei minimalen Konstruktionsstärken sehr gute Wärmedämmkennwerte und einen hohen Grad an Vorfabrikation. Eine äussere Raumschicht bilden die vorgelagerten ortbetonierten Balkonelemente. Diese werden an den Gebäudeecken unterbrochen, wo grossflächig die vertikale Holzschalung zum Ausdruck kommt. Die äusserste Ebene der Fassade besteht aus einem Rankgerüst, der die Raumschicht mit seiner Fassadenbegrünung abschliesst. Jedes Zimmer ist dadurch vor direkter Sonneneinstrahlung und Überhitzung geschützt und geniesst ein Wechselspiel von Licht und Schatten.
Es werden ausschliesslich edle Materialien verwendet, welche keine oder nur geringe Oberflächenbehandlungen benötigen (Reduktion Materialaufwand und Bauzeit, sprich graue Energie). Bei einem Mehrwert im Angebot für die Bewohnenden und der Erfüllung von neusten energetischen und Nachhaltigkeitsstandards sollen im Neubau Wohnräume zu attraktiven Mietzinsen angeboten werden können. Die Grundlage zur Erreichung dieses Zieles bilden der einfache Baukörper ohne Einschnitte, die durchlaufende Gebäudestruktur, geringer Wohnflächenverbrauch pro Person und eine grosse Flexibilität der Grundrisse.
Küche mit Wohn- und Essbereich in einer Dachgeschosswohnung.
Im Erdgeschoss ist es das Hausbistro, das von den Hausbewohnern für Veranstaltungen genutzt werden kann, oder die Kita mal einen grösseren Esstisch organisiert. In den Obergeschossen sind Gemeinschaftsräume oder Gästezimmer vorhanden. Im Attikageschoss ist das Jahreszeitenzimmer mit grosser Terrasse für alle erreichbar.
Blick in den Gemeinschaftsbereich, mit Küche, der Clusterwohnung.
Die Küchen liegen an der Rückwand zum Treppenhaus und die Wohnung öffnet sich zur Aussenfassade. Die Fenster sind als raumhohe, je nach Raumsituation dreiteilige Faltschiebetüren oder als zweiteilige Balkontüren konzipiert. Dies ermöglicht den offenen, fliessenden Übergang von Innen nach Aussen. Dem übergeordneten Konzept von Gemeinschaft und Privatheit gehorchend sind in den Kleinwohnungen Balkonschichten von lediglich 80 cm Tiefe geplant.
Es ergeben sich angenehme, intime Sitzmöglichkeiten in den dadurch entstehenden sehr tiefen «Leibungen» vor jedem Zimmer.
Den Aussenaufenthaltsbereich findet man angrenzend im «Treppenhaus», dieser wird durch die Gemeinschaft belebt. Den Liegestuhl und die gegrillte Wurst geniesst man im Garten oder auf der südlich gelegenen Gemeinschaftsterrasse im Attika.
Die Fassade von wohnenplus ist geprägt von einer umlaufenden Balkonschicht. Diese ist aufgeteilt in einen grösseren offenen Bereich und in Bereiche, welche mit Kletterpflanzen wie Kiwi, wilder Wein und vielem mehr bewachsen sind. Jeder der kleinen Privatbalkone hat also einen besonnten Teil und einen beschatteten Naturbereich.
Die positiven Auswirkungen einer begrünten Fassade sind vielfältig und betreffen das Mikroklima, die Bausubstanz und die Lebensqualität im Wohnraum.
Referenz Fassadenbegrünung am Institut für Physik der Humboldt-Universität in Berlin (Quelle: Bundes Bau Blatt)
Durch die Bildung von Pflanzenmasse wird Kohlenstoffdioxid aus der Umgebungsluft gebunden und Sauerstoff gebildet. Die Verdunstung von Wasser über die Blätter erhöht zudem die Luftfeuchtigkeit und senkt die Temperatur in der unmittelbaren Umgebung. Durch die Absorption von Staubteilchen auf der Blattoberfläche wird zudem die Luftbelastung verringert. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen – beispielsweise der Universität Karlsruhe – belegen, dass sich durch begrünte Fassaden die Luft erheblich verbessern lässt.
Das dichte Blattwerk einer begrünten Wand schützt die Fassade vor direkter Sonneneinstrahlung und vermindert im Sommer auf diese Weise, insbesondere bei nicht gedämmten Gebäuden, das Aufheizen der Aussenwände. Bei immergrünen Pflanzen wie z.B. Efeu kommt zudem eine wärmedämmende Wirkung in der kalten Jahreszeit hinzu.
Eine begrünte Wand stellt einen wertvollen Lebensraum für verschiedene Insekten und Vögel dar. Beispielsweise als Nistplatz für diverse Singvogelarten oder in Form von Blüten und Früchten als Nahrungsquelle.
das Blattwerk einer Fassadenbegrünung ist ein effektiver Lärmschutz, da Schallwellen geschluckt und in einem deutlich geringeren Masse reflektiert werden als durch die glatte Hauswand. Dadurch ist eine Lärmminderung von bis zu 10 Dezibel erreichbar.
Durch die Pflanzen werden Fassaden vor direkter UV-Einstrahlung, Schlagregen und Schmutzablagerungen geschützt.
das Fehlen von Grünpflanzen im Stadtbild wird von vielen Menschen als grosser Mangel empfunden. Mit einer Fassadenbegrünung lässt sich dem Bedürfnis der Menschen nach einem natürlichen Lebensumfeld auf einfache Weise Rechnung tragen. Durch die Verwendung von Blüten bildenden Pflanzen kann dieser Effekt noch verstärkt werden.